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Kafkas eigene Wohnungen in Prag-2 - Kopieren

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Foto: Franz Kafkas Balkonzimmer im Haus „Zum goldenen Hecht“ ab März 1915 bis 1917

 
Top-Aussicht vom Balkon – aber 30 Quadratmeter groß - und laut: Gassenlärm am frühen Morgen, Kafka hört durch die Wände und Böden und Decken Geräusche der Nachbarn, ... erst spät nachts herrscht Ruhe.
""... ich habe in dem Zimmer sogar Morgensonne, und da ringsherum viel niedrigere Dächer sind, kommt sie voll und geradewegs zu mir. Ich habe aber nicht nur Morgensonne, denn es ist ein Eckzimmer und zwei Zimmer gehn nach Südwesten. Damit ich aber nicht übermütig werde, trampelt über mir in einem (leeren, nichtvermieteten!!) Atelier bis abend jemand mit schweren Stiefeln hin und her und hat dort irgendeinen im übrigen zwecklosen Lärmapparat  aufgestellt, der die Illusion  eines Kegelspiels erzeugt. Eine schwere Kugel rollt schnell geschoben über die ganze Länge der Zimmerdecke, trifft in der Ecke auf und rollt schwerfällig krachend zurück." Freilich waren es nicht schwere Stiefel und kein  unnützer Apparat, sondern die Maschinerie des Aufzugs; "In meinem Zimmer allerdings, dort lärmt wahrscheinlich die Hölle, hinter der rechten Wand werden scheinbar Baumstämme abgelagert, man hört, wie der Stamm im Wagen gelockert wird, dann wird er gehoben, er seufzt wie etwas Lebendiges, dann ein Krach, er fällt und die Resonanz des ganzen verfluchten Betonhauses nimmt sich seiner an. Über dem Zimmer auf dem Boden schnurrt die Maschinerie des Aufzugs und hallt durch die leeren Bodenräume. (Das ist das frühere vermeintliche Ateliergespenst, es gibt aber dort auch Dienstmädchen, die beim Wäschetrocknen mit ihren Pantoffeln förmlich meine Schädeldecke abtasten.)""
Quelle: Harald Salfellner, Franz Kafka - Ein Leben in Prag, Vitalis 2022, S. 99 f.

Auch Kafkas Schwester Ottla ist ein Mensch, der Ruhe sucht.

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